Kindervielfalt braucht Bildungsvielfalt

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Lernen kann man überall. Und: Das Leben selbst ist unser bester Lehrer.

Jeder kennt das: Das Leben kommt meist anders als geplant. Insbesondere Kinder können so einiges auf den Kopf stellen. Erst rückblickend erkennt man dann, dass eine Lebenskrise ein Geschenk in unschöner Verpackung war.

In der Regel hinterfragt man das öffentliche Schulsystem vor Einschulung der eigenen Kinder nicht. Weshalb entscheidet man sich für Homeschooling? Bei uns zumindest entstand die Idee damals im Jahr 2015 aus einer Notsituation. Aus einer Krise heraus. Was würdest du denn tun, wenn dein Kind nach wenigen Wochen Schule morgens nicht mehr aufstehen will? Wenn dein Kind dir sagen würde: «In diese Schule gehe ich nie wieder! Das fühlt sich nicht an, wie das echte Leben.»

Aus langjähriger beruflicher Erfahrung im Kinder- und Jugendschutz wusste ich, was auf Situationen wie derjenigen unserer Tochter folgen würde. Das Kind wird bald einmal «abgeklärt»: Schulpsychologischer Dienst, Kinder- und jugendpsychiatrischer Dienst, womöglich eine Diagnose und nicht zuletzt vielleicht Medikamente.

Wir haben uns damals als Familie nach einem Gespräch mit der Kinderärztin anders entschieden und einen eher unkonventionellen Weg gewählt. Im Jahr 2015 hörte man noch kaum etwas von «Homeschooling». Unsere andere Zwillingstochter beendete noch die erste Klasse und entschied sich, nachdem ihre Lehrperson, die sie sehr mochte, gekündigt hatte, ebenfalls für Homeschooling. Sie meinte beiläufig: «Wenn meine Lehrerin wählen und die Stelle wechseln kann, dann kann ich das auch.»

Unkonventionelle Wege zu gehen, braucht oft Mut. Manchmal fordert uns das Leben heraus. frech und mutig zu sein. 

Und geht man «frechmutig» andere Wege, staunt man, wie Türen neue Möglichkeiten eröffnen. Neue Wege zu gehen, bedeutet auch, Altbekanntes loszulassen. Es fällt oft schwer, die Kontrolle über Dinge, die uns eine vermeintliche Sicherheit geben, Ioszulassen. Aber mal ehrlich: Was ist im Leben denn schon sicher? Ich jedenfalls habe in der Not den Sprung ins Ungewisse gewagt und habe so meine Freiheit zurückgewonnen. Ich wurde quasi über Nacht zur Homeschoollehrerin – oder zur Lernbegleiterin, wie ich es bereits vor Einschulung unserer Töchter war. Ich begleitete sie im Leben, sie begleiteten mich, und wir lernten voneinander. Das tun wir noch heute, auch wenn sie Jahre später entschieden haben, zurück in die Schule gehen zu wollen, um auch diese Erfahrung machen zu dürfen.

Lernen passiert immer und überall treffen wir im Alltag auf Experten. Menschen, die mit Leidenschaft etwas gut können und ihr Wissen gerne weitergeben. So haben unsere Töchter zu dieser Zeit von unserer Nachbarin häkeln gelernt. Eine weitere Nachbarin, die anliegend an unser Grundstück einen Heilkräutergarten pflegte, inspirierte unsere Mädchen dazu, selbst ein kleines Beet anzulegen. Auch dass man sich durch Homeschooling isoliert, halte ich für ein Vorurteil. Inzwischen gibt es in vielen Kantonen immer mehr Homeschoolingfamilien, die sich vernetzen, so wie ein zunehmendes Angebot an freien und alternativen Schule mit unterschiedlichen pädagogischen Konzepten. Das Angebot wächst. Doch noch immer vermittelt der Begriff Homeschooling in meinen Augen ein falsches Bild. Denn wenn man realisiert, dass Lernen nicht nur zu Hause am Tisch stattfindet, wäre der Begriff Lifeschooling – Lebensschule – wohl passender. Ich persönlich bin der Überzeugung: Lernen kann man überall. Und: Das Leben selbst ist unser bester Lehrer.

Ich bin keine eigentliche Verfechterin des Homeschoolings. Vielmehr setze ich mich bis heute dafür ein, dass Kinder sich ihren Bedürfnissen entsprechend entwickeln, entfalten und lernen dürfen. Da jedes Kind einzigartig und anders ist benötigt meiner Meinung nach auch nicht jedes Kind dieselbe Bildungsform. Während das eine Kind im Rahmen von Homeschooling mit Freude lernt, braucht ein anderes einen anderen schulischen Rahmen. Zudem verändern sich junge Menschen und ihre Bedürfnisse im Laufe der Zeit.

So wie ein Erwachsener aus einer Anstellung herauswächst, so verändern sich auch Kinder während des Heranwachsens. Was heute noch passend war, kann sich morgen nicht mehr stimmig anfühlen. Daher sollte in meinen Augen jedes Kind gemeinsam mit seinen Eltern die Schule oder Schulform wählen dürfen, welche am besten zu ihm passt. Eine «freie Bildungswahl» in dieser Form, die sich jeder leisten kann, haben wir bis heute nicht in der Schweiz.

Nach wie vor besucht heute noch der grösste Teil der Kinder die öffentliche Schule. Oft nicht aus Überzeugung, denke ich, sondern weil es die meisten so tun und sie keine Alternativen haben oder kennen. Einige gehen gerne zur Schule, andere schlagen sich irgendwie durch die neun obligatorischen Schuljahre. Immer mehr werden krank. Kann sich das unsere Gesellschaft überhaupt noch leisten? Kinder sind unsere Zukunft. Ich bin der Ansicht, dass auch sie die Möglichkeit haben sollen, mitentscheiden zu dürfen, wenn es um ihren schulischen Bildungsweg geht.

Eine Kindervielfalt braucht eine Bildungsvielfalt. Eine, die sich jeder leisten kann. Hier bedarf es der Aufklärung statt Abklärung. Und wenn schon Abklärung, dann sollte nicht das Kind «abgeklärt» werden, im Sinne von mit ihm stimmt etwas nicht. Vielmehr sollte in der Gesellschaft das Bewusstsein dafür entstehen dürfen, dass in solchen Fällen abgeklärt werden müsste, welches die für das Kind passende Schulform ist. Ohne dass einem jungen Menschen bereits eine stigmatisierende Diagnose aufgedrückt wird.

Denn jeder Mensch ist und lernt anders, wie es ein Reformpädagoge bereits vor Jahren ausdrückte: Kinder lernen nicht in kleinen Schritten, nicht der Reihe nach, nicht gleichzeitig und schon gar nicht das Gleiche. Dieser Tatsache sollte man mehr Rechnung tragen.

Während unsere Tochter vor bald 10 Jahren nach wenigen Wochen Schule begann, diese zu verweigern, fing ich an, die damalige Lebenskrise mit Schreiben zu verarbeiten. Irgendwann kam der Gedanke: «Es gibt doch bestimmt andere Eltern, die eine ähnliche Krise mit ihrem Kind durchmachen. Würde es ihnen helfen, unsere Geschichte zu hören? Wenn diese Geschichte nur einem weiteren leidenden Kind helfen kann, einen Weg ins Glück zu finden, dann hat es sich gelohnt, sie niederzuschreiben. Und so wurde ich auf dank der Schulverweigerung unserer Tochter Autorin. Ende 2017 erschien mein erstes Mutmachbuch «Schule EINFACH anders».

Die drei blauen Federn auf dem Buchcover sind auffallend. Sie stehen für Leichtigkeit sowie für Lebens- und Lernfreude. Worum geht es in diesem Buch genau? Es geht um das Leben. Um Begeisterung. Um Mut und Loslassen. Um Ängste. Um Aufklärung statt Abklärung. Es geht darum, dass jedes Kind und jeder Mensch einzigartig ist und anders lernt; und eben darum, wie Lernen im Leben selbst stattfindet. «Schule EINFACH anders» erzählt erfrischend und authentisch aus unserem damaligen Alltag mit dem Fokus auf das Lernen. Dabei erfahren die Lesenden auch, weshalb ich mich für eine freie Bildungswahl in der Schweiz einsetze. «Schule EINFACH anders» ist den Kindern gewidmet:

«An alle Kinder, mögen sie mit Freude und Begeisterung lernen dürfen.»

Heute weiss ich, du kannst das Leben noch so planen, es kommt meist anders als geplant.

Denn das Leben lebt sich selbst. Und schenkt dir das Leben Zitronen, dann mach Limonade daraus.

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