Der Mensch vereint eine Vielzahl von Eigenschaften in sich. Er kann überheblich, arrogant, aggressiv und gierig sein, aber auch herzlich, verständnisvoll, großzügig und hilfsbereit. Er ergreift Maßnahmen, um zu schützen, aufzubauen und Gutes in die Welt zu bringen. Doch es schmerzt zuweilen, Zeuge dessen zu werden, wozu er fähig ist.
Um Gutes zu tun oder eigennützige Ziele zu erreichen, nutzt der Mensch seinen Körper. Der Körper fungiert dabei als Werkzeug, Hilfsmittel oder gar als Waffe. Vor allem aber ist er ein bemerkenswertes Wahrnehmungsorgan. In jedem Augenblick seines Seins nimmt der Körper – und somit der Mensch – wahr, was um ihn herum geschieht und was in seinem Inneren vorgeht.
Diese Wahrnehmung bildet die Grundlage für menschliche Entscheidungen.
Während ich diese Zeilen verfasse, sitze ich entspannt unter der Sonne Liguriens am Meer. Warme Sonnenstrahlen umgeben mich, während der dunkle Sand unter mir ein angenehm erdiges Gefühl in meinem Körper hervorruft. In diesem Moment fühle ich mich eins mit der Erde, dem Meer, dem Himmel und dem Licht.
Meine Ohren lauschen dem sanften Rhythmus der Wellen, die stoisch und gleichmäßig ans Ufer rollen. Ich liebe dieses Geräusch. Es ist ein ständiger Wechsel, ein beständiges Geben und Nehmen. Jede Welle bringt etwas mit sich und nimmt gleichzeitig etwas mit, wie ein Atemzug des Meeres. Ein Atemzug, der alles aufnimmt und beim Ausatmen wieder freigibt, um Neues zu bringen.
Auch die Gedanken, die in meinem Kopf entstehen und wieder verblassen, ähneln den Wellen. Sie formen Bilder und nehmen sie in anderer Gestalt wieder mit oder geben sie weiter, je nachdem.
Die Luft ist erfüllt vom Duft des Meeres, von Salz, von Fisch und Diesel. Das donnernde Geräusch eines vorbeifahrenden Zuges unterbricht für einen Moment das rhythmische Rauschen der Wellen, nur um dann wieder zu verschwinden. Der Strand von Lavagna trennt das Meer von den Schienen, den Straßen und den Gebäuden der Stadt, doch gleichzeitig verbindet er sie.
Mein Blick schweift über das Wasser und verfolgt eine Segelyacht, die mit gesetztem Großsegel sanft über die Wasseroberfläche gleitet. Kaum ein Hauch von Wind ist zu spüren. Die Yacht fährt langsam, aber deutlich sichtbar entlang des Horizonts. Menschen, sowohl Touristen als auch Einheimische, bevölkern den Strand in kleiner Zahl. Sie genießen die Sonne, den weitläufigen Strand und das erfrischend salzige Mittelmeer, alleine, zu zweit oder wie wir als Familie.
Meine Frau vertieft sich in ein Buch, unsere Söhne spielen auf ihren Mobiltelefonen ein Spiel, das auch ohne Internetverbindung funktioniert. Während ich schreibe, spüre ich Schweißperlen auf meiner Haut. Das Geräusch von Schritten auf Kies erreicht mich aus der Ferne.
Mein Körper ist ein wahres Wunderwerk. Er ermöglicht es mir, all dies zu empfinden und wahrzunehmen. Er lässt mich innere und äußere Bilder sehen und schenkt mir Gedanken dazu. Er ermöglicht es mir, das Leben zu riechen und vermittelt mir ein Gefühl der Sicherheit im Kreise meiner Familie. Keine andere Familie riecht wie meine.
Mein Körper nimmt auf und gibt ab, er verbindet sich mit allem, was ich mir vorstellen kann. Er ist das unglaublich präzise Organ meiner Wahrnehmung und Umsetzung. Nichts und niemand kann das für mich tun, was mein Körper kann. Keine künstliche Intelligenz kann auch nur annähernd die Fähigkeiten meines Körpers erreichen.
Warum ist mein Körper dazu in der Lage? Wie hat sich mein Körper so entwickelt, dass er Gedanken erschaffen und ihnen gleichzeitig folgen kann? Wie ist es möglich, dass mein Körper innere Bilder erzeugt und sie durch seine Vorstellungskraft zur Realität werden lässt? Ja, sogar dass sie Realität werden können?
Die Tierwelt, soweit wir sie kennen oder zu kennen glauben, folgt konsequent ihren Instinkten und Trieben. Sie erhält sich am Leben und setzt ihren Fortbestand fort – das ist ihr Ziel und ihre Aufgabe. Nicht mehr und nicht weniger. Einige Tierarten empfinden jedoch mehr als andere und bauen ähnlich wie Menschen emotionale Bindungen auf. Sie bleiben ihr Leben lang mit ihrem Partner verbunden oder sogar über den Tod hinaus.
Keine uns bekannte Spezies kann das, was der Mensch kann. Keine andere Spezies hat die Fähigkeiten entwickelt, die wir nutzen können. Keine andere Spezies kann die Gedanken denken, die wir denken können. Wir sind ein Wunder und zugleich die Herrscher über das Wunderwerk unseres Körpers.
Ergibt sich daraus nicht eine erweiterte Lebensaufgabe? Eine Aufgabe, die über die der Tiere hinausgeht?
Nur wir sind in der Lage, uns um unsere Mitmenschen, die Tiere, die Pflanzen und die Natur im Allgemeinen zu kümmern. Wir können das, weil wir unseren Körper zu nutzen wissen. Weil wir handeln können. Weil wir die Möglichkeit haben, uns für oder gegen etwas zu entscheiden.
Mein Herz, der Motor meines Körpers und zugleich das Zentrum, flüstert mir oft zu, dass wir – du und ich – genau das tun sollten. Uns für das Gute, Liebevolle und Positive entscheiden sollten. Für Mitgefühl, Toleranz und Verständnis. Für Barmherzigkeit, Nachhaltigkeit und Frieden. Denn nur wir – du und ich – sind dazu in der Lage.
Nur wir – du und ich – haben durch unseren Körper, unseren Geist und die Kraft unserer Seele die Möglichkeit, die Verantwortung für unser Leben in die eigenen Hände zu nehmen und uns für das Richtige zu entscheiden. Wir sind nicht nur das Wunderwerk des Körpers, sondern das Wunderwerk des Menschen. Und das ist einzigartig.
Autor
Hampi van de Velde
Heilmedium | SVNH geprüfter Ausbildner für Heil-medien | Buchautor und Tutor der ISF (International Spiritualist Federation)