Warum wahre Führung in uns selbst beginnt
Zitat:
«Leuchttürme sind dazu da, den Weg zu weisen, damit das Schiff nicht auf Grund läuft oder in Gefahr gerät, den eigenen Weg, dorthin, wo der Kapitän es hinsteuert, zu verpassen.»
Ehrlich gesagt, habe ich lange darüber nachgedacht, welchen Inhalt ich ni diesen Leitartikel einfließen lassen möchte. Es schien mir wichtig, dass er nicht nur Sinn ergibt, sondern auch die Augen öffnet und zu einem Aha-Erlebnis führt. Doch je mehr ich darüber nachgrübelte, desto leerer erschien mein Geist. Keine erleuchtende Idee wollte sich zeigen.
Frisch entschlossen setzte ich mich einfach hin und begann, das aufzuschreiben, was mir in diesem Moment durch den Kopf ging. Die Hoffnung war da, dass sich schon etwas Sinnvolles zeigen würde. Und siehe da, plötzlich erkannte ich den Hinderungsgrund, warum ich keine zündende Idee hatte: Ich wollte gefallen!
Mein Drang war es, einen beeindruckenden Text zu verfassen, der dem großen Wort „Leitartikel“ gerecht wird. Ich wollte Worte formulieren, die die Menschen leiten und ihnen einen Weg weisen. Diese Sehnsucht nach Leitung scheint heutzutage weit verbreitet zu sein.
Die Gesellschaft sucht geradezu nach Leucht- türmen, die den Weg weisen, die Orientierung bieten und ruft damit auch Irrlichter und falsche Propheten auf den Plan.
Die Frage, die wir uns selber stellen müssen, ist: Sind wir nicht einer Illusion verfallen, wenn wir glauben, wir könnten diejenigen sein, die genau wissen, wohin das Leben der Anderen führen könnte?
Bei genauerem Hinsehen sehe ich das anders. Leuchttürme sind dazu da, den Weg zu weisen, damit das Schiff nicht auf Grund läuft oder in Gefahr gerät, den eigenen Weg, dorthin, wo der Kapitän es hinsteuert, zu verpassen.
Der Leuchtturm dient als ein Wegweiser, eine Orientierungshilfe. Ich führe mein Schiff jedoch keinesfalls zu nah an einen Leuchtturm heran, denn dort lauern einerseits Gefahren, andererseits ist das Gelände rundum exponiert und meist unwirtlich.
Auch einem Führer möchte ich mich nicht bedingungslos anvertrauen. Mein Leben führt mich bereits durch all die Begebenheiten und Geschehnisse, die ich erleben darf. Basierend auf den Gefühlen, die sie in mir auslösen, entscheide ich, wie ich handle – ganz individuell, denn es ist mein Leben, und es sind meine Erfahrungen.
Wer nicht in meinen Schuhen gelaufen ist, die Welt nicht durch meine Augen gesehen hat, der soll auch nicht über mein Leben bestimmen.
Gesellschaftliche Berühmtheiten, ob in Politik, Spiritualität oder Wirtschaft, werden als die Führer unserer Zeit betrachtet. Früher nannte man sie Prominente, heute werden sie als Influencer bezeichnet.
Doch egal wie man sie nennt, in Wahrheit leben sie nur ihr eigenes Leben – nicht mehr und nicht weniger. Sie sind Menschen wie du und ich. Wir alle kennen diese prominenten Figuren, groß auf Plakaten von Massenveranstaltungen und Kongressen abgebildet.
Diejenigen, die uns persönlich maßgeblich sind, erkennen wir besonders gut, denn sie sind omnipräsent. Aber oft erzählen sie gebetsmühlenartig das Gleiche, immer und immer wieder.
Manchmal macht mich das wütend. Vielleicht, weil ich auch auf einem Plakat sein möchte – ich glaube, ich hätte ebenfalls etwas zu sagen. Aber manchmal bin ich es auch, der auf dem Plakat ist, das kann demnach nicht der alleinige Grund für dieses Gefühl sein.
Meine Wut begründet sich darauf, dass ich jedes Mal, wenn ich bestimmte „Türme“ sehe, daran erinnert werde, wie oft ich ihnen gefolgt bin und wie oft ich deswegen meinen Weg verlassen habe. Manchmal erlitt ich Schiffbruch, und manchmal dauerte die Reise zu meinem Ziel dadurch länger.
Es ist die Wut darüber, nicht früher getan zu haben, was ich wirklich will, die ausgelöst wird, wenn ich diejenigen «Führer unserer Zeit» reden höre, die besser zu wissen scheinen, was für mich gut ist und wie ich mein Leben zu leben habe, die mich locken und in ihren Dunstkreis ziehen möchten.
Doch dann erfasst mich Dankbarkeit und ein Lächeln huscht über mein Gesicht. Die Erkenntnis, dass die Gefühle der Wut lediglich Erinnerungen aus der Vergangenheit sind, nimmt ihren Raum in mir ein. All die Erfahrungen haben mich dabei unterstützt, letztendlich meine eigenen Visionen und Träume in die Tat umzusetzen.
Das hat mich zu der Entscheidung geführt, mein eigenes Licht leuchten zu lassen und damit den Weg vor meinen Füßen zu beleuchten. Erst als ich diese Entscheidung getroffen habe, ist der Flügelschlag entstanden, habe ich meine Vision, die Menschen zu verbinden, in den Fokus gerückt und geschafft, was all die Führer und Leuchttürme mir versprochen haben. Ich habe meine Glückseligkeit erreicht und tue, was mir am Herzen liegt. Genau das wünsche ich mir auch für dich – und für alle Leser, Autoren, Partner und Beteiligte im Der Flügelschlag. Denn wir sind alle Menschen mit einem Leben, das uns führt, und einem Herzen, das uns den eigenen Weg weist.
Herzlich in deinen Tag,
Hampi van de Velde
Autor
Hampi van de Velde
Heilmedium | SVNH geprüfter Ausbildner für Heil-medien | Buchautor und Tutor der ISF (International Spiritualist Federation)